21. Oberschwabentag

(13. Mai, Ehingen)

Der 21. Oberschwabentag fand in diesem Jahr in Ehingen statt und stand ganz im Zeichen Vorderösterreichs. Die rund 140 Besucher wurden um 10 Uhr vom Vorsitzenden der Gesellschaft Oberschwaben, Prof. Dr. Thomas Zotz und dem Ehinger Oberbürgermeister Alexander Baumann, willkommen geheißen.

Begrüßung durch Prof. Dr. Thomas Zotz


Kreisarchivar Manfred Waßner (Landratsamt Esslingen) eröffnete mit seinem Vortrag über das vorderösterreichische Ehingen und die Reichsritter in der Frühen Neuzeit das Vormittagsprogramm. Seine Ausführungen beleuchteten die historische Entwicklung Ehingens vom 14. bis in das 18. Jahrhundert.

Nach dem Tode Graf Konrads I. von Berg und dem damit verbundenen Erlöschen des Geschlechts Berg-Schelkingen, fiel Ehingen an die Habsburger, die die Stadt aber immer wieder an verschiedene Adlige verpfändeten. Nach und nach, so Waßner, konnte sich die Stadt wichtige Rechte und Privilegien sichern, die Ehingen an die „Schwelle zur Reichsstadt“ brachten. 1568 löste Ehingen die Pfandschaft an sich selbst aus. Bis zum Übergang an Württemberg im Jahre 1805 gehörte die Stadt zur Herrschaft Österreich.

Des Weiteren betonte Waßner die Bedeutung Ehingens als Versammlungsort für die österreichisch-schwäbischen Landstände im 17. Und 18. Jahrhundert. Darüber hinaus war in Ehingen der Sitz der Kanzlei des Ritterkantons Donau.

Im Anschluss an Manfred Waßner hielt der Ehinger Stadtarchivar Ludwig Ohngemach einen Vortrag über zwei Ehinger Bürger, die in kaiserlichen Diensten standen. Detailliert beleuchtete er die Karrieren des Reichshofrats Dr. Konrad Hildebrand und des Bibliotheks-Präfekten Dr. Matthäus Mauchler. Hildebrand, der 1605 ein Jurastudium in Ingolstadt begann und dort den Dr. beider Rechte erwarb, ging 1613 ins Kloster Salem.

Manfred Waßner (Kreisarchivar Landkreis Esslingen)


Einige Jahre später wurde er zum Reichshofrat ernannt. Mit dem Tod des Kaisers endete in der Regel die Anstellung, so Ohngemach, aber meist wurde man doch durch den Nachfolger im Amt bestätigt. 1621 wurde Hildebrand zum Amtsverwalter des Reichsvizekanzlers ernannt. Während seiner Amtszeit nahm er 1621 am Reichstag in Regensburg teil und half bei der Ausarbeitung einer neuen Hofratsordnung mit. Wie Waßner weiter ausführte, setzte sich Konrad Hildebrand in besonderer Weise für seine Heimstadt ein. Ehingen litt sehr unter den Folgen des 30jähirgen Krieges. Um deren Finanznot ein wenig zu lindern kaufte Hildebrand 1641 den Ernsthof der Stadt ab. Laut Waßner plante er den Hof zu einem Adelsgut auszubauen.

 

Nach seinen Ausführungen zu Hildebrand schilderte Ohngemach den Zuhörern den Lebensweg des 1608 in Ehingen geborenen Matthäus Mauchler. Nach dem Besuch der Lateinschule und dem Erwerb des Doktors der Theologie war Mauchler von 1648 an Kanoniker am Stephansdom in Wien. 1650 wurde er zum Präfekten und zum Leiter der kaiserlichen Bibliothek ernannt. 1655 erwarb Mauchler für den Kaiser die Augsburger Fugger- und die Tycho Brahe Bibliothek. Mauchler, so Ohngemach, besuchte 1660 seine Heimatstadt Ehingen, wo er einen Wappenbrief für den Bürgermeister ausstellte. Seine Verbundenheit mit der Stadt zeigte sich auch dadurch, dass Mauchler als Förderer für die Ehinger Franziskaner und die Liebfrauenkirche auftrat. Wie Ohngemach am Schluss seines Vortrags betonte, wollte er ursprünglich in der Liebfrauenkirche beigesetzt werden. Allerdings konnte dieser Wunsch nicht mehr realisiert werden. Matthäus Mauchler wurde nach seinem Tod 1664 in Wien bestattet.

Am Nachmittag wurde das Programm mit zwei parallelen Führungen fortgesetzt. Die Führung von Johannes Lang beschäftigte sich mit der vorderösterreichischen Landstadt Ehingen, während Stadtarchivar Ludwig Ohngemach eine Stadtführung über Ehingen als Tagungsort der Schwäbisch-Österreichischen Landstände und Sitz des Ritterkantons Donau anbot.

 

Gegen 16 Uhr lud die Stadt Ehingen die Teilnehmer zu einen Empfang im ehemaligen Franziskanerkloster. Zum Schluss des diesjährigen Oberschwabentags referierte Peter L. Schmid noch zum Thema „Vom Aussterben bedroht? Oberschwäbische Dialekte“.

Dr. Ludwig Ohngemach (Stadtarchivar Ehingen)



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