Der dritte Vortrag in der Reihe „Reformation in Oberschwaben“ fand im katholischen Gemeindezentrum St. Gallus in Tettnang
statt. Prof. Dr. Josef Nolte sprach zum Thema“ Die deutsche Reformation Martin Luthers und was uns diese heute bedeutet.
Nolte teilte Luthers Lebens in vier Phasen auf und betonte, dass die „reformatorische“ Phase in dessen Leben nur eine relativ kurze war und dauerte von 1517 bis 1524/25. Für Luther sei der „Point
of no Return“ nicht der Thesenanschlag von 1517 gewesen sondern
das Verbrennen der päpstlichen Bulle von 1521, wie Nolte den gut 50 Zuhörern erklärte. Reformation, so Noltes Definition, sei die vollständige Umkehr der Glaubensauffassung, die bis ins
16. Jahrhundert üblich war.
In seinen weiteren Ausführungen beschränkte sich Nolte nicht nur darauf die Person Luthers und dessen Wirken auf rein historischer Ebene zu beleuchten. Vielmehr wies er im zweiten Teil seines Vortrags auch auf die langfristigen Veränderungen hin, die die Reformation mit sich brachte. In vielen Bereichen des menschlichen Lebens hatte sie viel freigesetzt, wie etwa in der Theologie, in der Politik, im Bildungswesen oder in der deutschen Sprache (Lutherbibel).
Prof. Dr. Josef Nolte
Die Person Luther, so ein Fazit Noltes, könnte eine große Kraft entfalten, wenn man den „wahren Luther“, den Menschen, stärker sehen würde, aus dessen Wesen und (Krankheits-)Geschichte sich viel ableiten lässt. Nolte warnte davor, Luther nicht nur zum Heroen stilisieren und seine Person lediglich auf den Thesenanschlag zu reduzieren.
Zum Schluss seines Vortrags stellte Nolte die Frage, auf welchem Gebiet Luther denn besonders hervorragte. Dies war, so Noltes Antwort, definitiv das Wort. Er war Kommunikator, Dichter, kurz gesagt ein Wortgewaltiger, der den Menschen seiner Zeit das Wort verständlich machte. Heute dagegen hätten beide Kirchen eine Sprachnot, wie Nolte betonte. Es sei als großes Erbe Luthers zu verstehen, dass sich die Kirchen um eine Sprache bemühen müssen, die die Menschen verstehen.